Wie gewonnen, so zerronnen..
So könnte man es zusammen fassen, wenn man auf WP1 mit Klassenbestzeit ins Rennen geht, aber auf Platz 4 ins Ziel kommt.
Doch der Reihe nach.
Obwohl unser Fahrzeug eigentlich nach dem Reglement der Klasse F3B aufgebaut ist, starteten wir zur Rallye Grünhain notgedrungen in der höheren Klasse H15. Zustande kam dies dadurch, das ein F3B-Wettbewerber den Reigen eröffnete und in der H15 nannte – was ihm natürlich auch frei steht. Leider folgten ihm auch noch zwei weitere F3B-Teams, sodass unsere eigentliche Klasse mangels Startern garnicht stattzufinden drohte und wir somit auch in die H15 umnennen mussten.
Mit insgesamt 6 Startern bestand die Klasse nun aus zwei BMW M3, einem Ford, einem Audi quattro, einem VW Scirocco TDI und uns.
Schnelle Konkurrenz schon im bisherigen Saisonverlauf gewohnt, gingen wir also sofort mit „sicherer Attacke“ als 24. von 109 Startern ins Rennen und konnten auch direkt mit 1,8 Sekunden Vorsprung die Führung in der Klasse übernehmen. Vor allem gegen den drehmomentstarken Scirocco hätten wir das nicht wirklich erwartet. Sogleich wussten wir aber auch, dass es auf WP2 schon deutlich schwieriger werden würde, da die anstehende, lange und steile Bergauffahrt den Diesel begünstigen sollte. Wie erwartet, fuhren wir hier mit 3,7 Sekunden Rückstand auch „nur“ die zweitbeste Zeit.
Die WP3 – ein Rundkurs- sollte nun also eine vorentscheidende Rolle für den weiteren Verlauf der Rallye einnehmen, denn schließlich lagen wir mit gesamt 1,9 Sekunden Rückstand in absoluter Schlagdistanz zum führenden VW und am Nachmittag würden selbige drei Prüfungen ja noch einmal befahren werden.
Leider stellte sich im Ziel der WP3 heraus, dass wir beim Erstellen des Aufschriebs einen folgenschweren Fehler begangen hatten und dadurch eine Runde zu viel fuhren, was uns rund 2 Minuten Zeitverlust bescherte. Copilot Benny war über dieses Missgeschick selbst enorm verärgert und auch ich war natürlich wenig erfreut.
Wohlwissend, dass wir unsere Chancen auf einen 1. oder 2. Platz gerade weggeworfen hatten, beschlossen wir, in der zweiten Schleife noch ein mal alles zu geben um wenigstens von inzwischen Platz 5 noch auf 4 oder 3 nach vorn zu fahren.
Auf WP4 quetschten wir unseren 328i aus wie eine Zitrone und konnten erneut eine Klassenbestzeit setzen. Auf WP5 waren wir ebenfalls auf Kurs, überspannten den Bogen dann allerdings und verloren rund 9 Sekunden, indem ich mich an einem Abzweig verbremste und kurz zurücksetzen musste. Trotz immer noch drittbester Zeit auf dieser WP, waren die Messen damit gesungen und wir hatten keine Chance mehr, aus eigener Kraft weiter nach vorn zu fahren. Lediglich dass Pech zweier ausgefallener Mitbewerber verhalf uns dann doch noch zu einem Gesamtplatz 4 in unserer Klasse und ein paar Punkten für die Thüringer Rallyemeisterschaft.
Kurzzeitig sah es sogar so aus, als würden wir noch auf Platz 3 nach vorn rutschen, da ein Mitbewerber eine gelbe Flagge missachtet hatte und wir seit der Werra-Meißner Rallye leidgeprüft wissen, dass dies sehr teuer bestraft wird. Doch statt der erwarteten 3 Minuten-Strafe gab es hier überraschenderweise keine weitere Ahndung, stattdessen aber den Hinweis von offizieller Seite, dass die Rallyeleitung und jeweiligen Sportkommissare solche Entscheidungen höchst individuell treffen können.
Mit großer Verwunderung über die Anwendung solch zweierlei Maß reisten wir aus Grünhain ab und ziehen unsere eigenen Schlüsse daraus. Fehler passieren nun mal – ob mir, dem Co-Piloten oder einem Offiziellen. Wichtig ist nur, dass man aus ihnen lernt.
Trotz alledem war die Rallye-Grünhain insgesamt eine wirklich schöne Veranstaltung mit tollen, anspruchsvollen Wertungsprüfungen, einem kompakten Rallye-Zentrum und guter Stimmung.
Unser Dank gilt an dieser Stelle dem Veranstalter und all den vielen Helfern, die für die Durchführung eines solchen Events viel Arbeit und Herzblut einbringen. Wir kommen gerne wieder!
Bild: Maximilian Muschter