Die erste „große“ Rallye
Nachdem ich nun seit gut einem Jahr im Rallyesport aktiv bin, war es nun langsam an der Zeit, auch mal eine „große“ Veranstaltung zu fahren. So ging es also am letzten Wochenende zusammen mit Copilot Benjamin Melde auf nach Zwickau, zur AVD-Sachsen-Rallye. Einem Lauf zur Deutschen Rallye-Meisterschaft.
Bereits in den Wochen zuvor zeigte sich, dass so ein Event deutlich ausführlicherer Vorbereitungen bedarf, als eine Rallye 35 oder Rallye 70: Mechaniker, Werkzeug, Ersatzteile, sonstiges Equipment, Unterkünfte, und, und, und. All dies wollte organisiert und vor Ort koordiniert werden. Zudem musste das Auto so akribisch wie möglich vorbereitet werden – denn nach zwei Ausfällen in Folge wollten wir hier natürlich unbedingt das Ziel sehen.
Zu gewinnen gab es in diesem Umfeld für uns ohnehin nichts, da es im Rahmen der DRM keine einzelnen Klassenwertungen gibt, sondern diese jeweils zu sogenannten Divisionen zusammengefasst werden. Im Ergebnis bedeutete dies, dass wir mit unserem 328i in einer Division unter Anderem gegen sechs Porsche 911 und eine Hand voll stark modifizierter BMW M3 antreten mussten. Fahrzeuge, die neben allerlei technischen Raffinessen auch teilweise über mehr als die doppelte Leistung unseres Autos verfügen.
In diesem Wissen entschieden wir uns dann sogleich auch noch für eine unkonventionelle Reifenwahl: Bei sogenannten National-A Veranstaltungen startet man üblicherweise mit reinrassigen, nicht straßenzugelassenen Renn/Rallyeslicks, welche natürlich enormen Grip bieten und vor allem auch unter Höchstbelastung lange haltbar sind. Wir hingegen reisten mit 10 Stück, im freien Handel erhältlicher Serien-Sportreifen (Federal 595) an. Lediglich für die zum Schluss auf dem Programm stehende, zwei mal zu befahrende 26km-Marathon-WP hatten wir noch einen Satz extra-Reifen (Toyo R888) im Gepäck, von denen wir uns das erforderliche Plus an Standfestigkeit erwarteten.
Am Freitag Abend standen dann die ersten 4 von insgesamt 12 Wertungsprüfungen auf dem Programm. Auf WP1 noch etwas defensiver gestartet, konnten wir uns beim zweiten Befahren dieser Prüfung (WP3) trotz inzwischen eingebrochener Dunkelheit um 4 Sekunden steigern. Auch den bei Fans beliebten und bei Fahrern eher unbeliebten Rundkurs „Glück-auf-Brücke“ (WP 2/4) überstanden wir mit stark überhitzten Reifen irgendwie und beendeten den Tag auf Gesamt-Rang 44.
Am zweiten Tag konnten wir uns dann immer weiter verbessern und fanden uns nach WP8 bereits auf Rang 36 wieder.
Die gegen Ende der Rallye zwei mal zu befahrende, 26 km lange WP 10/12 stellte für uns dann eine ganz neue Herausforderung dar: Weder Fahrer und Beifahrer noch das Auto selbst, hatten bis dahin eine solch lange Wertungsprüfung unter die Räder genommen. Im ersten Durchgang zeigte sich dann auch bereits nach ca. 10 km, dass das Material hier langsam seine Grenzbelastbarkeit erreicht hatte: Bedrohlich steigende Motortemperatur und wegen Überhitzung nachlassende Reifen (diesmal Toyo R888), erforderten ein Voll-Aufdrehen der Heizung, früheres Hochhalten der Gänge und eine insgesamt reifenschonendere Fahrweise. Beim zweiten Befahren (WP12) fuhren wir dann bereits vom Start an etwas defensiver und konnten das Abbauen des Materials so wenigstens noch um einige Kilometer verschieben.
Schließlich erreichten wir das Ziel auf Rang 33 gesamt, 6. in der Division 3 und auf Platz 4 aller Gruppe F-Autos!
Mit diesem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden. Denn unter den eingangs geschilderten Vorraussetzungen und mit der Priorität, auf jeden Fall sicher ins Ziel zu kommen und auf den schnellen und langen Wertungsprüfungen wichtige Erfahrungen zu sammeln, haben wir im Vorfeld mit einem ganz anderen Ergebnis gerechnet.
Das Auto wurde durch unsere Mechaniker hervorragend betreut und lief soweit wie ein Uhrwerk. Einzig eine sich immer wieder lösende Schraube der Differential-Befestigung (Roland-Rallye lässt grüßen), gab uns bis zum Schluss Rätsel auf.
Ich bin mir aber sicher, dass sich auch für dieses Problem noch eine Lösung finden lässt. Nur viel Zeit bleibt nicht:
Denn nach der Rallye ist VOR der Rallye.